Kieler Fachtagung zur Rolle des Mikrobioms bei Darmentzündungen

Internationale Fachleute diskutierten beim Symposium die neueste Forschung zum Zusammenhang zwischen Darmbakterien und chronischen Darmentzündungen.

Am gestrigen Donnerstag, den 15.06.2023, hatte die Kieler DFG Forschungsgruppe 5042 „miTarget“ an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) zum internationalen Symposium eingeladen. Im Kieler Maritim Hotel diskutierten rund 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aktuelle Forschungsfragen zu den Zusammenhängen von Darmmikrobiom, also der Gesamtheit der im Darm lebenden Mikroorganismen, und chronischen Darmentzündungen. Dieses Kernthema der Forschungsgruppe miTarget bildet auch einen wichtigen Teilaspekt im Forschungsprogramm des Exzellenzclusters „Precision Medicine in Chronic Inflammation“ (PMI).

Im Zentrum der Veranstaltung standen Vorträge renommierter Fachleute aus Deutschland, den USA, Kanada, Frankreich, England, Schottland und Japan. Dabei ging es unter anderem darum, wie die menschlichen Darmzellen und das Darmmikrobiom miteinander im gesunden und kranken Zustand agieren, welchen Einfluss die Ernährung darauf hat, und was Forschende mithilfe von sogenannten Organoiden – im Labor gezüchteten Gewebekugeln aus Darmzellen, die einen Darm in klein nachbilden – über Darmerkrankungen lernen können. 

Die Darmbakterien und die Stoffwechselprodukte, die diese herstellen oder weiterverarbeiten, haben einen großen Einfluss auf Gesundheit und Krankheit – insbesondere in Bezug auf chronische Darmentzündungen (CED). Bekannt ist, dass bei CED-Patientinnen und -Patienten die Zusammensetzung des Darmmikrobioms anders ist als bei Gesunden. Die Diversität, also die Vielfalt der Mikroben, ist bei ihnen im Vergleich verringert. Auch die Zusammensetzung von Stoffwechselprodukten, die diese Mikroorganismen herstellen oder weiterverarbeiten, ist verändert. Wie die Kieler Forschenden von miTarget herausgefunden haben, sind diese Veränderungen schon Jahre vor der eigentlichen Diagnosestellung CED erkennbar. Diese Veränderungen untersuchen sie in der Forschungsgruppe genauer und suchen nach bestimmten Mustern in diesen Veränderungen, die spezifisch für die Entstehung der chronischen Darmentzündungen sind.

Seit Förderbeginn haben wir bereits genauere Einblicke in die Mechanismen der Krankheitsentstehung gewonnen. Bei unserem internationalen Symposium konnten wir durch den Austausch mit den anderen Expertinnen und Experten aus diesem Bereich neue wertvolle Impulse für unsere Arbeit bekommen“, sagt Professor Andre Franke, Sprecher der DFG Forschungsgruppe miTarget, Direktor des Instituts für klinische Molekularbiologie (IKMB), CAU und Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), und Vorstandsmitglied im Exzellenzcluster „Precision Medicine in Chronic Inflammation“.

Am Freitag, den 16.06. folgt auf das Symposium der „Junior Researcher Day“ für die Nachwuchsforschenden von miTarget. Die Veranstaltung steht unter dem Titel „Entwickle und erhalte dein berufliches Potential“ und bietet verschiedene Workshops von Karriere Coaches und Karriere Mentorinnen.  „Es wird immer wichtiger, dass die jungen Forschenden sich ihrer eigenen Stärken bewusst sind und diese auch für ihre wissenschaftliche Karriere nutzen können. Mit unserem Junior Research Day möchten wir die Nachwuchsforschenden von miTarget gezielt dabei unterstützen“, erklärt Irene Bermúdez-Pérez, eine der Organisatorinnen der Nachwuchsveranstaltung.

Über miTarget:

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert miTarget von Anfang 2020 bis Ende 2023 mit insgesamt sieben Millionen Euro. Koordinator und Sprecher ist Professor Andre Franke, Direktor des Instituts für klinische Molekularbiologie (IKBM) der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) und Vorstandsmitglied des Exzellenzclusters „Präzisionsmedizin für chronische Entzündungserkrankungen“ (PMI). Beteiligt sind überwiegend Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom IKMB der CAU und des UKSH, sowie der Universität zu Lübeck, dem Forschungszentrum Borstel und des Max-Planck-Instituts in Plön.

Wissenschaftlicher Kontakt:

Professor Andre Franke
Institut für klinische Molekularbiologie (IKMB), CAU, UKSH
0431/500-15110
a.franke@ikmb.uni-kiel.de

Gruppenfoto
© Soul Picture, Uni Kiel

Rund 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler trafen sich beim Internationalen Symposium der DFG Forschungsgruppe miTarget in Kiel.

Vortragsraum mit Publikum
© Soul Picture, Uni Kiel

Internationale und deutsche Fachleute gaben spannende Einblicke in Ihre aktuelle Forschung im bereich Mikrobiom und chronische Darmentzündungen.

Menschen diskutieren vor Posterwänden
© Soul Picture, Uni Kiel

In einer Postersession präsentierten viele Forschende von miTarget ihre aktuelle Forschungsarbeit.

Weiterführende Links:

Über den Exzellencluster PMI

Der Exzellenzcluster „Präzisionsmedizin für chronische Entzündungserkrankungen/Precision Medicine in Chronic Inflammation“ (PMI) wird von 2019 bis 2025 durch die Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder gefördert (ExStra). Er folgt auf den Cluster Entzündungsforschung „Inflammation at Interfaces“, der bereits in zwei Förderperioden der Exzellenzinitiative (2007-2018) erfolgreich war. An dem neuen Verbund sind rund 300 Mitglieder in acht Trägereinrichtungen an vier Standorten beteiligt: Kiel (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Muthesius Kunsthochschule, Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) und Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik), Lübeck (Universität zu Lübeck, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein), Plön (Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie) und Borstel (Forschungszentrum Borstel - Leibniz Lungenzentrum).

Ziel ist es, die vielfältigen Forschungsansätze zu chronisch entzündlichen Erkrankungen von Barriereorganen in ihrer Interdisziplinarität verstärkt in die Krankenversorgung zu übertragen und die Erfüllung bisher unbefriedigter Bedürfnisse von Erkrankten voranzutreiben. Drei Punkte sind im Zusammenhang mit einer erfolgreichen Behandlung wichtig und stehen daher im Zentrum der Forschung von PMI: die Früherkennung von chronisch entzündlichen Krankheiten, die Vorhersage von Krankheitsverlauf und Komplikationen und die Vorhersage des individuellen Therapieansprechens.

Pressekontakt:

Frederike Buhse
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Exzellenzcluster PMI

Exzellenzcluster „Präzisionsmedizin für chronische Entzündungserkrankungen“
Wissenschaftliche Geschäftsstelle
Leitung: Dr. habil. Susanne Holstein
Christian-Albrechts-Platz 4, D-24118 Kiel
Sonja Petermann
0431/880-4850, Telefax: 0431/880-4894
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