Studie zur Kortisontherapie bei seltener Hauterkrankung
Mithilfe einer globalen Medizindatenbank haben Clusterforschende neue Erkenntisse zu gängigen Kortisontherapien bei bullösem Pemphigoid gewonnen.
Ein Team um PMI-Clustermitglied Prof. Dr. Ralf Ludwig, Direktor des Instituts für Experimentelle Dermatologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Lübeck, und der Universität zu Lübeck, hat wichtige Erkenntnisse zur Therapie des bullösen Pemphigoids, einer seltenen blasenbildenden Hauterkrankung, gewonnen. Die Forschenden zeigten, dass auf der Haut angewendete Kortisonpräparate im Vergleich zu Kortisontabletten mit einem weniger hohen Risiko für schwere Herzerkrankungen und früheres Versterben bei den Patientinnen und Patienten verbunden sein können. Die Studie wurde durch die Kooperation des UKSH mit der globalen Medizindatenbank TriNetX ermöglicht, die Krankheitsdaten von über 150 Millionen Patientinnen und Patienten enthält.
Leitlinien empfehlen derzeit systemische oder lokal angewandte Entzündungshemmer wie Kortison zur Therapie des bullösen Pemphigoids. Zwar gibt es bereits Hinweise, dass die Einnahme von Kortisontabletten für die Betroffenen nachteiliger sein könnte, es fehlte jedoch an Daten, um die Annahme zu bestätigen. Die Forschenden haben nun die Daten von über 5.000 Patientinnen und Patienten mit bullösem Pemphigoid analysiert. Die Arbeit ergab, dass Patientinnen und Patienten, die mit Tabletten behandelt wurden, ein deutlich höheres Risiko für schwere Herzerkrankungen, Infektionen und für ein früheres Versterben haben, als Betroffene, die lokale Präparate anwenden. Das Risiko eines Krankheitsrückfalls war hingegen bei der Einnahme von Kortisontabletten niedriger.
Die retrospektive Studie zeigt zwar die Risiken, berücksichtigt jedoch nicht die Ursachen für die analysierten Auswirkungen. „Wir konnten nicht miteinbeziehen, warum die einzelnen Patientinnen und Patienten die jeweilige Darreichungsform erhalten haben. Möglicherweise wurden viele leichte Erkrankungsfälle mit lokal anzuwendenden Präparaten behandelt, Menschen mit schwerer Krankheitsausprägung aber häufiger mit Tabletten. Es bedarf klinischer Studien, um endgültige Schlüsse ziehen zu können. Die individuelle Therapie des bullösen Pemphigoids muss weiterhin sorgfältig abgewogen werden und den Schweregrad der Erkrankung, Bedürfnisse und Risiken der Betroffenen berücksichtigen“, sagt Prof. Ludwig, der auch Professor an der Universität zu Lübeck und Vorstandsmitglied des Exzellenzclusters „Precision Medicine in Chronic Inflammation“ (PMI) ist.
Die Studie wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft und das Exzellenz-Chair-Programm des Landes Schleswig-Holstein gefördert.
Pressetext: Pressestelle des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Tel.: 0431 500-10708. Originalmeldung des UKSH
Wissenschaftlicher Kontakt:
Prof. Dr. Ralf Ludwig
Lübecker Institut für Experimentelle Dermatologie (LIED), Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck
0451 500-41686
ralf.ludwig@uksh.de
Originalpublikation:
Khalaf Kridin et al. Comparing the risk of death, major adverse cardiac events, and relapse in bullous pemphigoid patients treated with systemic or topical corticosteroids. Br J Dermatol. 2024. DOI: 10.1093/bjd/ljae219
Über den Exzellenzcluster PMI
Der Exzellenzcluster „Präzisionsmedizin für chronische Entzündungserkrankungen/Precision Medicine in Chronic Inflammation“ (PMI) wird von 2019 bis 2025 durch die Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder gefördert (ExStra). Er folgt auf den Cluster Entzündungsforschung „Inflammation at Interfaces“, der bereits in zwei Förderperioden der Exzellenzinitiative (2007-2018) erfolgreich war. An dem neuen Verbund sind rund 400 Mitglieder in acht Trägereinrichtungen an vier Standorten beteiligt: Kiel (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Muthesius Kunsthochschule, Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) und Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik), Lübeck (Universität zu Lübeck, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein), Plön (Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie) und Borstel (Forschungszentrum Borstel - Leibniz Lungenzentrum).
Ziel ist es, die vielfältigen Forschungsansätze zu chronisch entzündlichen Erkrankungen von Barriereorganen in ihrer Interdisziplinarität verstärkt in die Krankenversorgung zu übertragen und die Erfüllung bisher unbefriedigter Bedürfnisse von Erkrankten voranzutreiben. Drei Punkte sind im Zusammenhang mit einer erfolgreichen Behandlung wichtig und stehen daher im Zentrum der Forschung von PMI: die Früherkennung von chronisch entzündlichen Krankheiten, die Vorhersage von Krankheitsverlauf und Komplikationen und die Vorhersage des individuellen Therapieansprechens.
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