Sechs PMI-Clustermitglieder sind „Highly Cited Researcher“ 2024
Zu den weltweit am häufigsten zitierten Forschenden 2024 zählen auch sechs Mitglieder des Exzellenzclusters „Precision Medicine in Chronic Inflammation“.
Axel Hauschild – Therapeutische Fortschritte beim schwarzen Hautkrebs
Seit seiner Zeit als Assistenzarzt in der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie des UKSH, Campus Kiel, vor mehr als 30 Jahren interessiert sich Professor Axel Hauschild für Hautkrebs, speziell für das maligne Melanom, den schwarzen Hautkrebs, einen hochgradig bösartigen Tumor. Durch Einführung neuer Medikamente konnte die Behandlung bei fortgeschrittener Erkrankung in den letzten Jahren deutlich verbessert werden. „Das 5-Jahres-Überleben, das als ein Maß für die Heilung herangezogen wird, lag 2010 für das fortgeschrittene Melanom bei 5% und liegt jetzt bei 52%. Aber auch beim hellen Hautkrebs gibt es jetzt wirksame Therapien - auch für nicht-operable Patientinnen und Patienten mit sehr großen und metastasierten Tumoren“, betont Hauschild, der einen großen Anteil an diesem Erfolg hat. Hauschild war Studienleiter von mehr als 120 klinischen Studien zu verschiedenen Hautkrebserkrankungen, wurde zu mehr als 700 Konferenzen auf der ganzen Welt eingeladen und hat 440 Artikel in hochrangigen wissenschaftlichen Fachzeitschriften veröffentlicht. Seit 2019 steht er zum sechsten Mal in Folge auf der Liste der "highly cited researchers".
In Anerkennung seiner klinischen und wissenschaftlichen Leistungen für die Hautkrebstherapie erhielt Hauschild 2003 den Deutschen Hautkrebspreis und 2011 den Deutschen Krebspreis der Deutschen Krebsgesellschaft. Er ist langjähriges Vorstandsmitglied der European Association of Dermato-Oncology (EADO), war 8 Jahre lang Präsident der Deutschen Hautkrebsgesellschaft (ADO) und je zweimal Präsident des Deutschen Hautkrebs-Kongresses und des Melanom-Weltkongresses, wo er 2021 zum Präsidenten der Melanoma World Society (MWS) gewählt wurde. Die MWS ist die Nachfolgeorganisation einer Expertengruppe der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Sie hat zum Ziel, Forschungsaktivitäten zu koordinieren und weltweit die Versorgung von an Hautkrebs erkrankten Personen zu verbessern.
Rolf Hilgenfeld – Coronavirus-Forschung der ersten Stunde
Professor Hilgenfeld ist Experte für biochemische Strukturforschung. Seine Forschungstätigkeit begann er in der pharmazeutischen Industrie: Vor 1995 war er an der Entwicklung des Langzeitinsulins "Lantus" beteiligt. Sein Forschungsschwerpunkt ist die strukturelle Aufklärung von Coronaviren. Im Zuge der ersten SARS-Epidemie 2002/2003 klärte er die weltweit ersten beiden Kristallstrukturen von Coronavirus-Proteinen auf und lieferte erste Erkenntnisse zur Entwicklung potenzieller neuer Hemmstoffe. Als SARS-CoV-2 im Januar 2020 ausbrach, hat seine Arbeitsgruppe als erste die Kristallstruktur der Hauptprotease dieses Virus aufgeklärt und auf dieser Basis einen neuen Hemmstoff entwickelt. Die Ergebnisse wurden in Science publiziert. Diese Arbeiten dienen als Grundlage für die Entwicklung neuer Medikamente gegen SARS-CoV-2 (z.B. Nirmatrelvir/Paxlovid und Ensitrelvir).
Professor Dr. Rolf Hilgenfeld ist Biochemiker und Seniorprofessor am Institut für Molekulare Medizin der Universität zu Lübeck. Er hat bereits den Vorgänger-Exzellenzcluster "Inflammation at Interfaces" mitbegründet und ist weiterhim Mitglied im Exzellenzcluster „Precision Medicine in Chronic Inflammation“ (PMI).
Frank Leypoldt – Diagnostik und Therapie der Gehirnentzündung
Forschungsschwerpunkt von PD Dr. Frank Leypoldt sind Entzündungen des Gehirns (Enzephalitis). Insbesondere die durch Antikörper vermittelte autoimmune Enzephalitis wurde in den letzten 20 Jahren als eine häufig unerkannte, aber behandelbare Erkrankung entdeckt. Sie kann spontan ohne erkennbaren Auslöser auftreten, aber auch als Folge unerkannter Tumorerkrankungen oder nach Virus-Entzündungen des Gehirns. Seit mehr als 15 Jahren erforscht der Neurologe und Labormediziner diese seltenen, aber bedrohlichen Krankheiten aus verschiedenen Blickwinkeln. Seine Arbeiten haben maßgeblich zur Entwicklung von Tiermodellen, zum Nachweis der viralen Auslöser und zur Verbesserung von Diagnostik und Therapie beigetragen. Leypoldt war an der Entwicklung der Diagnosekriterien beteiligt und hat sich sehr für die Vernetzung von Forschenden und Krankenhäusern in Deutschland zu diesem Thema eingesetzt. „Letztlich sind relevante Fortschritte in der Erforschung seltener Erkrankungen nur in Teams und Netzwerken möglich. Ohne das persönliche Interesse und Engagement vieler Kolleginnen und Kollegen sowie die Bereitschaft der Betroffenen, sich an der Datenerhebung und Forschung zu beteiligen, wären Fortschritte auf diesem Gebiet kaum möglich“, betont Leypoldt, der die Arbeitsgruppe Neuroimmunologie am Institut für Klinische Chemie des UKSH, Campus Kiel, leitet.
Leypoldt ist Vorsitzender und Organisator des Deutschen Netzwerks zur Erforschung der autoimmunen Enzephalitis (German Network for Research on Autoimmune Encephalitis GENERATE e.V.). Er hat über 180 nationale und internationale Lehr- und Fortbildungsvorträge gehalten, mehr als 150 wissenschaftliche Arbeiten publiziert, ist Mitglied verschiedener Fachgesellschaften und Mitglied des Editorial Boards der renommierten neuroimmunologischen Zeitschrift Neurology N2. Er ist an der Erstellung nationaler und internationaler Leitlinien beteiligt und berät die WHO.
Stefan Rose-John – Regulation entzündlicher Prozesse
Professor Stefan Rose-John ist ein international gefragter Experte für das Zytokin Interleukin-6 (IL-6). Er war mehr als 22 Jahre Professor für Biochemie an der Medizinischen Fakultät der CAU und Direktor des Biochemischen Instituts. Seit Oktober 2022 ist er im Ruhestand. Der Biochemiker erkannte schon vor über 25 Jahren die zentrale Bedeutung des Botenstoffs IL-6 im Entzündungsgeschehen und erforschte systematisch seine Struktur und Wirkungsweise. 2001 veröffentlichte er in dem renommierten Wissenschaftsjournal Science die räumliche Struktur, mit der IL-6 an einen seiner Rezeptoren bindet und legte damit eine Grundlage für die weitere Forschung. Er beschrieb außerdem als erster die proteolytische Entstehung eines löslichen IL-6 Rezeptors und den daraus resultierenden IL-6 Trans-Signaling Signalweg. Er wies nach, dass dieser Weg entscheidend für das Auslösen einer chronischen Entzündung ist, während über den klassischen Signalweg Prozesse der Zellerneuerung und der normalen protektiven Immunantwort reguliert werden. Diese Entdeckung ermöglicht es, gezielt nur die entzündungsfördernden Signale von Interleukin-6 zu hemmen. Rose-John entwickelte das Designer-Protein sgp130Fc, das spezifisch den Interleukin-6-Trans-Signalweg blockiert und dadurch Entzündungen hemmt. Unter dem Namen Olamkicept wurde eine Weiterentwicklung des Proteins bereits in klinischen Studien an Menschen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen mit äußerst positiven Ergebnissen getestet.
Rose-John ist von Anfang an Mitglied im DFG-Exzellenzcluster zur Entzündungsforschung und gründete 2010 den Sonderforschungsbereich 877 "Proteolyse als regulatorisches Element der Pathophysiologie" an der CAU, den er seitdem leitet. Er ist gewähltes Mitglied der Hamburger Akademie der Wissenschaften und wurde 2005 mit dem Wissenschaftspreis der Stadt Kiel sowie 2019 mit der Jacob-Henle-Medaille der Universität Göttingen ausgezeichnet.
Stefan Schreiber – Innovative Ansätze für chronisch entzündliche Erkrankungen
Die Mechanismen der Entzündung und die Entwicklung neuer Therapien für chronisch entzündliche Erkrankungen sind seit vielen Jahren Forschungsschwerpunkte von Professor Stefan Schreiber. Auf der Basis neuer molekularer Erkenntnisse sucht er nach innovativen Ansätzen zur Prävention und Therapie dieser Erkrankungen. Auf Initiative Schreibers formierte sich 2004 das Netzwerk Entzündung an Grenzflächen, das von 2007 bis 2018 durch die Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder gefördert wurde und seit 2019 als Exzellenzcluster Precision Medicine in Chronic Inflammation (PMI) weitergeführt wird. Im Jahr 2020 hat Schreiber den renommierten Forschungspreis des Dachverbands der europäischen Fachgesellschaften für Gastroenterologie, der UEGF, erhalten, um eine neue Therapie für Menschen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen auf Basis einer molekularen Ernährungsintervention zu entwickeln. Mit dem Ziel, Entzündungen nicht organfixiert, sondern ganzheitlich zu behandeln, entwickelte er die Idee zu einer interdisziplinären Entzündungsklinik. Seit 2009 werden im Exzellenzzentrum für Entzündungsmedizin am UKSH, Campus Kiel, Patientinnen und Patienten nach diesem Konzept behandelt. „Wir entwickeln neue Therapien, um bessere Therapieerfolge bei chronischen Erkrankungen zu erzielen. Dafür müssen wir intensiv forschen, um besser zu werden“, betont Schreiber.
Stefan Schreiber ist Sprecher des Exzellenzclusters PMI, Direktor des Instituts für Klinische Molekularbiologie von CAU und UKSH und Direktor der Klinik für Innere Medizin I des UKSH, Campus Kiel. Seit 2017 steht er zum siebten Mal in Folge auf der Liste der "highly cited researchers". Als leitender Prüfarzt hat er mehr als 80 klinische Studien im Bereich der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa begleitet, davon mehr als 50 als federführender Studienleiter. Er ist Mitglied in diversen Fachgesellschaften, führte bei zahlreichen nationalen und internationalen Tagungen den Vorsitz, ist Mitherausgeber von internationalen Fachzeitschriften und Autor beziehungsweise Mitautor von mehr als 950 Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Zeitschriften.
Diamant Thaçi – Innovative Therapien für chronisch-entzündliche Hauterkrankungen
Der Forschungsschwerpunkt von Professor Dr. Diamant Thaçi liegt auf der Entwicklung innovativer Therapieansätze für chronisch-entzündliche Hauterkrankungen wie Psoriasis und atopische Dermatitis. Er ist international anerkannt für seine Expertise in klinischer Forschung, einschließlich der Identifizierung neuer Biomarker und der Entwicklung personalisierter Therapien. Er hat zahlreiche klinische Studien geleitet und publiziert regelmäßig in renommierten Fachzeitschriften wie dem New England Journal of Medicine und The Lancet.
Professor Dr. Diamant Thaçi, Arzt, Dermatologe und Entzündungsforscher ist Direktor des Instituts für Entzündungsmedizin an der Universität zu Lübeck, Leiter des Exzellenzzentrums für Entzündungsmedizin (Comprehensive Center Inflammation Medicine -CCIM) und Leiter der Sektion für Entzündungsmedizin am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck. Zudem ist er Mitglied mehrerer internationaler Fachorganisationen, darunter das International Psoriasis Council (IPC) und das International Eczema Council (IEC). Prof. Thaçi ist ebenfalls Vorstandsmitglied im Exzellenzcluster "Precision Medicine in Chronic Inflammation" (PMI).
Über den Exzellenzcluster PMI
Der Exzellenzcluster „Präzisionsmedizin für chronische Entzündungserkrankungen/Precision Medicine in Chronic Inflammation“ (PMI) wird von 2019 bis 2025 durch die Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder gefördert (ExStra). Er folgt auf den Cluster Entzündungsforschung „Inflammation at Interfaces“, der bereits in zwei Förderperioden der Exzellenzinitiative (2007-2018) erfolgreich war. An dem neuen Verbund sind rund 400 Mitglieder in acht Trägereinrichtungen an vier Standorten beteiligt: Kiel (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Muthesius Kunsthochschule, Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) und Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik), Lübeck (Universität zu Lübeck, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein), Plön (Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie) und Borstel (Forschungszentrum Borstel - Leibniz Lungenzentrum).
Ziel ist es, die vielfältigen Forschungsansätze zu chronisch entzündlichen Erkrankungen von Barriereorganen in ihrer Interdisziplinarität verstärkt in die Krankenversorgung zu übertragen und die Erfüllung bisher unbefriedigter Bedürfnisse von Erkrankten voranzutreiben. Drei Punkte sind im Zusammenhang mit einer erfolgreichen Behandlung wichtig und stehen daher im Zentrum der Forschung von PMI: die Früherkennung von chronisch entzündlichen Krankheiten, die Vorhersage von Krankheitsverlauf und Komplikationen und die Vorhersage des individuellen Therapieansprechens.
Pressekontakt:
fbuhse@uv.uni-kiel.de0431/880 4682
Exzellenzcluster „Präzisionsmedizin für chronische Entzündungserkrankungen“
Wissenschaftliche Geschäftsstelle
Leitung: Dr. habil. Susanne Holstein
Christian-Albrechts-Platz 4, D-24118 Kiel
Sonja Petermann
0431/880-4850, Telefax: 0431/880-4894
spetermann@uv.uni-kiel.de
Twitter: PMI @medinflame