PMI-Clustermitglied erhält Martin-Gülzow-Preis der Fachgesellschaft für Gastroenterologie

Konrad Aden bekommt den Nachwuchspreis für seine Forschung zum Einfluss des Stoffwechsels von Darmbakterien auf die Wirksamkeit von Antikörpertherapien.

Der Martin-Gülzow-Preis wird für grundlegende oder richtungsweisende Arbeiten im Bereich der klinischen Gastroenterologie durch die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauung und Stoffwechselerkrankungen (DGVS) an Nachwuchswissenschaftler vergeben und ist mit 5.000 Euro dotiert. In diesem Jahr wird die Auszeichnung an PD Dr. Konrad Aden verliehen, der als Senior Clinician Scientist des Exzellenzclusters „Precision Medicine in Chronic Inflammation“ (PMI) sowohl als Wissenschaftler am Institut für klinische Molekularbiologie (IKMB) der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) forscht, als auch als Oberarzt in der Klinik für Innere Medizin I am UKSH, Campus Kiel, arbeitet. Aden erhält diesen Preis für seine Forschung zum Einfluss des Stoffwechsels der im Darm lebenden Bakterien auf die Wirksamkeit von Antikörpertherapien bei Patientinnen und Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen.

Moderne Therapieansätze bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen basieren häufig auf Antikörpern, die gezielt Botenstoffe der Entzündung, wie zum Beispiel das sogenannte TNFa, binden und dadurch blockieren. Jedoch wirken diese Antikörpertherapien nur bei einem Teil der Erkrankten. Deshalb suchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Exzellenzcluster PMI nach Biomarkern, also messbaren molekularen Indikatoren, anhand derer Ärztinnen und Ärzte schon vor Beginn der Therapie abschätzen können, ob eine bestimmte Antikörpertherapie erfolgreich sein würde oder nicht.

„Wir konnten zeigen, dass das intestinale Mikrobiom, also die Gesamtheit der im Darm lebenden Mikroorganismen, bestimmte Stoffwechselprodukte herstellt, die wir als Biomarker nutzen können“, erklärt Aden, der am IKMB die Nachwuchsforschungsgruppe „Immunmetabolismus intestinaler Entzündung“ leitet. „Anhand dieser Stoffwechselprodukte ist es möglich, schon vor Therapiebeginn abzuschätzen, ob die Antikörpertherapie bei dieser Person mit diesem Mikrobiom erfolgreich anschlagen wird oder nicht“, so Aden weiter. In der Arbeit konnten Aden und seine Kolleginnen und Kollegen zeigen, dass Patientinnen und Patienten, bei denen die Antikörper-Therapie die Entzündung erfolgreich eindämmt, schon vor Therapiebeginn einen völlig anderen Stoffaustausch im Mikrobiom aufweisen als Patientinnen und Patienten, bei denen die Therapie nicht wirkt. So produzieren die Darmbakterien bei den Betroffenen, die später auf die Therapie ansprechen, unter anderem mehr sogenannte kurzkettige Fettsäuren. Diese üben eine schützende Wirkung auf Darmzellen aus, wie schon seit längerem bekannt war. Die Beobachtungen hatte Aden gemeinsam mit weiteren Clustermitgliedern 2019 im renommierten Fachmagazin Gastroenterology veröffentlicht.

Über die Auszeichnung freuen sich auch Adens Mentoren, Professor Stefan Schreiber, PMI-Sprecher, Direktor der Klinik für Innere Medizin I des UKSH, Campus Kiel, und Direktor des IKMB, sowie Professor Philip Rosenstiel, Direktor des IKMB, die beide Aden auf seiner wissenschaftlichen und klinischen Laufbahn begleitet haben und Mitautoren der ausgezeichneten Forschungsarbeit sind.

Kontakt:

PD Dr. Konrad Aden
Klinik für Innere Medizin I, UKSH Kiel
Institut für Klinische Molekularbiologie, CAU Kiel
0431/500 15167
k.aden@ikmb.uni-kiel.de

 

Originalpublikation:

Konrad Aden*, Ateequr Rehman*, Silvio Waschina*, …,Christoph Kaleta+, Stefan Schreiber+, and Philip Rosenstiel+: Metabolic Functions of Gut Microbes Associate With Efficacy of Tumor Necrosis Factor Antagonists in Patients with Inflammatory Bowel Diseases, Gastroenterology (2019).doi.org/10.1053/j.gastro.2019.07.025
*geteilte Erstautorenschaft, + geteilte Seniorautorenschaft

 

Porträt
© privat

PD Dr. Konrad Aden, Mitglied im Exzellenzcluster „Precision Medicine in Chronic Inflammation“ (PMI), Internist an der Klinik für Innere Medizin I des UKSH, Campus Kiel, und Nachwuchsgruppenleiter am Institut für Klinische Molekularbiologie, Medizinische Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, erhält 2020 den Martin-Gülzow-Preis der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauung und Stoffwechselerkrankungen (DGVS).

Graphical Abstract der Publikation
© IKMB, Uni Kiel

CED-Patientinnen und -Patienten, bei denen die Symptome unter der Therapie mit dem Biologikum (Anti-TNF) zurückgehen (Remission), weisen schon vor Therapiebeginn einen anderen Stoffaustausch im Mikrobiom auf, als Patientinnen und Patienten, bei denen die Therapie nicht wirkt.

Über den Exzellencluster PMI

Der Exzellenzcluster „Präzisionsmedizin für chronische Entzündungserkrankungen/Precision Medicine in Chronic Inflammation“ (PMI) wird von 2019 bis 2025 durch die Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder gefördert (ExStra). Er folgt auf den Cluster Entzündungsforschung „Inflammation at Interfaces“, der bereits in zwei Förderperioden der Exzellenzinitiative (2007-2018) erfolgreich war. An dem neuen Verbund sind rund 300 Mitglieder in acht Trägereinrichtungen an vier Standorten beteiligt: Kiel (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Muthesius Kunsthochschule, Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) und Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik), Lübeck (Universität zu Lübeck, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein), Plön (Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie) und Borstel (Forschungszentrum Borstel - Leibniz Lungenzentrum).

Ziel ist es, die vielfältigen Forschungsansätze zu chronisch entzündlichen Erkrankungen von Barriereorganen in ihrer Interdisziplinarität verstärkt in die Krankenversorgung zu übertragen und die Erfüllung bisher unbefriedigter Bedürfnisse von Erkrankten voranzutreiben. Drei Punkte sind im Zusammenhang mit einer erfolgreichen Behandlung wichtig und stehen daher im Zentrum der Forschung von PMI: die Früherkennung von chronisch entzündlichen Krankheiten, die Vorhersage von Krankheitsverlauf und Komplikationen und die Vorhersage des individuellen Therapieansprechens.

Pressekontakt:

Frederike Buhse
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Exzellenzcluster PMI

Exzellenzcluster „Präzisionsmedizin für chronische Entzündungserkrankungen“
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