Neues Graduiertenkolleg erforscht Veränderungen von Membranproteinen
Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert Promotionsprogramm an der CAU, das biochemische Grundlagenforschung mit Prozessen der Krankheitsentstehung verknüpft
Membranproteine spielen eine wichtige Rolle für das Funktionieren von Zellen und Geweben. Werden sie fehlgesteuert, kann das zu Erkrankungen führen, zum Beispiel zu Alzheimer, Krebs, Infektionen und Entzündungen. Das Graduiertenkolleg „Regulation von Proteinkomplexen an Membrangrenzflächen in der Pathophysiologie“ (kurz: Regulation von Membranproteinen, GRK-ReMPro) möchte diesen Prozessen auf den Grund gehen und untersucht dabei vor allem sogenannte posttranslationale Veränderungen an Membranproteinen. Hierunter versteht man Veränderungen an Proteinen nach ihrer Bildung in der Zelle. Einige dieser Veränderungen, wie zum Beispiel das Hinzufügen von Zucker- oder Fettbausteinen, sind umkehrbar, andere, wie der Abbau von Proteinen, sind es nicht. „Diese Modifikationen sind sehr komplex und durch Fehlregulation häufig mit Krankheiten assoziiert. Unser Ziel ist es, ein besseres Verständnis dieser grundlegenden Vorgänge zu erlangen“, erklärt der Sprecher des neuen GRK, Professor Christoph Becker-Pauly vom Biochemischen Institut der Medizinischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU).
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Promotionsprogramm ab Oktober 2025 mit rund 7 Millionen Euro über eine erste Förderperiode von fünf Jahren. Daraus sollen in zwei Kohorten insgesamt 18 Plätze für naturwissenschaftliche Kandidatinnen und Kandidaten finanziert werden. Diese werden ergänzt um jährliche Stipendien für Medizinpromovierende. Zur Förderung einer nachhaltigen Karriereplanung erhalten die besten Doktorandinnen und Doktoranden ein 12-monatiges Postdoc-Stipendium direkt im Anschluss an ihre Promotion. Über die weitere Förderung (maximal neun Jahre) entscheidet die DFG gegen Ende der ersten Periode.
Ausbildung von unabhängigen und kritisch denkenden Forschenden
„Das Besondere an unserem Programm ist, dass wir die medizinische und naturwissenschaftliche Promotionsausbildung im Verhältnis 1:1 anbieten. Wir nutzen die Synergie aus beiden Bereichen, um den Promovierenden die bestmögliche Ausbildung zu gewährleisten“, ergänzt Becker-Pauly, der auch Mitglied des Exzellenzclusters „Precision Medicine in Chronic Inflammation“ (PMI) ist. Beteiligt an dem Graduiertenkolleg sind zehn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus vier Instituten und einer Klinik von CAU und dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel. Die Projektleiterinnen und -leiter vertreten die Biochemie (Prof. Christoph Becker-Pauly, Prof. Markus Damme, Prof. Paul Saftig, Prof. Elmar Wolf), die Physiologie (Prof. Markus Bleich, Prof. Thomas Baukrowitz, Dr. Marian Hu), die Anatomie (Prof. Franziska Theilig), die Klinische Molekularbiologie (Prof. Sabrina Jabs) und die Kinderkardiologie (Prof. Daniela Panáková).
„Doktorandinnen und Doktoranden in Medizin und Naturwissenschaften werden von der engen Zusammenarbeit der beteiligten Institute und Kliniken in Kiel stark profitieren. Unter dem gemeinsamen Forschungsthema „Regulation von Membranproteinen“ werden wir eine moderne Ausbildung zu Molekülen, Zellen und Organhomöostase anbieten“, betont Becker-Pauly. Hauptziel des Qualifizierungsprogramms sei es, die wissenschaftliche Kompetenz von hochmotivierten Doktorandinnen und Doktoranden bestmöglich zu fördern und zu unterstützen. Besonders wichtig ist es, ihre wissenschaftliche Selbstständigkeit durch ein optimales Umfeld mit exzellenter Infrastruktur und Betreuung zu stärken, um einen erfolgreichen Start in eine anspruchsvolle Karriere in Wissenschaft, Gesundheitswesen oder Industrie zu gewährleisten.
Kontakt:
Prof. Dr. Christoph Becker-Pauly
Sprecher des GRK „Regulation von Membranproteinen (GRK-ReMPro)“
Medizinische Fakultät, CAU
Biochemisches Institut
0431- 880-7118
cbeckerpauly@biochem.uni-kiel.de
Originalpublikation:
Über den Exzellenzcluster PMI
Der Exzellenzcluster „Präzisionsmedizin für chronische Entzündungserkrankungen/Precision Medicine in Chronic Inflammation“ (PMI) wird von 2019 bis 2025 durch die Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder gefördert (ExStra). Er folgt auf den Cluster Entzündungsforschung „Inflammation at Interfaces“, der bereits in zwei Förderperioden der Exzellenzinitiative (2007-2018) erfolgreich war. An dem neuen Verbund sind rund 400 Mitglieder in acht Trägereinrichtungen an vier Standorten beteiligt: Kiel (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Muthesius Kunsthochschule, Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) und Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik), Lübeck (Universität zu Lübeck, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein), Plön (Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie) und Borstel (Forschungszentrum Borstel - Leibniz Lungenzentrum).
Ziel ist es, die vielfältigen Forschungsansätze zu chronisch entzündlichen Erkrankungen von Barriereorganen in ihrer Interdisziplinarität verstärkt in die Krankenversorgung zu übertragen und die Erfüllung bisher unbefriedigter Bedürfnisse von Erkrankten voranzutreiben. Drei Punkte sind im Zusammenhang mit einer erfolgreichen Behandlung wichtig und stehen daher im Zentrum der Forschung von PMI: die Früherkennung von chronisch entzündlichen Krankheiten, die Vorhersage von Krankheitsverlauf und Komplikationen und die Vorhersage des individuellen Therapieansprechens.
Pressekontakt:
fbuhse@uv.uni-kiel.de0431/880 4682
Exzellenzcluster „Präzisionsmedizin für chronische Entzündungserkrankungen“
Wissenschaftliche Geschäftsstelle
Leitung: Dr. habil. Susanne Holstein
Christian-Albrechts-Platz 4, D-24118 Kiel
Sonja Petermann
0431/880-4850
spetermann@uv.uni-kiel.de
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